Russlandkorrespondent Thomas Franke „Russian Angst“ – Einblicke in die postsowjetische Seele

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Freitag   
29. September 2017
19 Uhr 30
Gespräch / Vortrag

Russlandkorrespondent und Journalist Thomas Franke
„Russian Angst“ – Einblicke in die postsowjetische Seele
Moderation: Marc Engelhardt – UN Korrespondent und Journalist

Ort: Kunstscheune Vaschvitz
Foto: privat
Körber Stiftung

Wir haben für den 29.09.2017 zwei sehr erfahrene langjährige UN Korrespondenten und Journalisten bei uns zu Gast. Schwerpunkt wird das Thema „Russland“im besonderen sein – Gelegenheit für Fragen zur aktuellen politschen Entwicklung, wird es reichlich geben.


Thomas Franke wird sein aktuell bei der Körber Stiftung erschienenes Buch „Russian Angst“ Einblicke in die postsowjetische Seele, vorstellen.

„In der Mitte des Platzes bildet sich ein Menschenknäuel. Polizisten bücken sich, schauen den Spaziergängern durch die Beine: „Genosse General“, sagt einer in sein Funkgerät, „sie bauen ein Zelt auf!“ Die Uniformierten werden hektisch. Ein Zelt vor dem Kreml. Der GAU für die Sicherheitskräfte. Zelte gehen gar nicht. Zelte symbolisieren demokratischen Umbruch“.

Seit fünf Jahren ist Wladimir Putin wieder Präsident Russlands. Eine Zeit, in der sich Russland verändert hat. In seinem Buch „Russian Angst“ schildert der Journalist Thomas Franke seine Erlebnisse und Bedenken. Und wie die Angst zurück gekommen ist.

Das Buch  „Russian Angst“ ist auf der Liste der 30 besten Bücher unabhängiger Verlage.

 


In den letzten fünf Jahren hat sich Russland radikal verändert: Von der Aufbruchsstimmung, die 2012 noch herrschte, ist wenig geblieben. Das Land hat sich zu einer Autokratie gewandelt. Franke ist quer durch das Land
gereist. Seine Reportagen geben bewegende Einblicke in die gesellschaftspolitische Entwicklung Russlands, die politischen Auseinandersetzungen, die Rückkehr des Krieges und das Bild der Deutschen bei den Russen, das die
Weltpolitik mehr prägen dürfte als wir es ahnen.
Mit scharfem Blick und präzisem Ton erzählt der Journalist Thomas Franke, der Russland seit mehr als 20 Jahren bereist und die letzten vier Jahre in Moskau gelebt hat, von seinen Begegnungen in der Hauptstadt, auf der Krim, in Wolgograd, Sotschi, Irkutsk und Novosibirsk. Er hat mit Demonstranten und mit Politikern, mit Kosaken und mit Mitgliedern patriotischer Organisationen gesprochen.

Als Franke im Januar 2012 nach Moskau zog, demonstrierten mehr als 100.000 Menschen in Eiseskälte gegen Wahlfälschungen. Er ließ sich von der Aufbruchsstimmung mitreißen, glaubte, Zeuge einer demokratischen Wende zu sein. Doch er wurde zum Chronisten einer Entwicklung, die er nicht für möglich gehalten hatte:
die Reaktivierung sowjetischer Reflexe, die Rückkehr der Angst in die russische Gesellschaft.
Tief sitzen in der Seele vieler Russen das Trauma des Zusammenbruchs der UdSSR und die narzisstische Kränkung, keine Großmacht mehr zu sein. Zusammen mit der desaströsen wirtschaftlichen Lage führt dies zu jener »Russian Angst«, aus der Nationalismus und weltpolitischer Machismo erwachsen. Diese Angst, so Franke, ist in Russland überall spürbar: Die Staatsmacht unter Putin nutzt sie, um ihre Autorität zu stärken und die Moral der Opposition zu untergraben. Und zugleich schürt das Regime die Angst der Menschen vor Macht- und Identitätsverlust, vor der weltpolitischen Marginalisierung: In der postsowjetischen Seele gärt eine explosive Mischung.

 

Der Autor:

Der Autor:
Thomas Franke ist Journalist und Autor. Er bereist Russland seit mehr als 20 Jahren und lebte von 2012 bis 2016 in Moskau. Franke produzierte für das Deutschlandradio, SWR, RBB, MDR, die BBC und andere Rundfunkanstalten 15 Jahre lang Alltagsreportagen, Langzeitdokumentationen und politische Analysen aus Russland, der Ukraine, dem Kaukasus und vom Balkan. Er arbeitet außerdem literarisch und schreibt Gedichte, Hör- und Theaterstücke und produziert Kurzfilme und Dokumentationen.

 

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